Erstellt am 14.09.2022 von Sven
Das 3. Playoff-Aufeinandertreffen der Allgäu Comets und der New Yorker Lions Braunschweig in den letzten 9 Jahren versprach schon vor Beginn an Spannung.
Braunschweig, die sich im Norden mit Platz 2 das Heimspiel im Viertelfinale um den Germanbowl gesichert hatten, hatten über die Saison eine starke Leistung gezeigt und waren wie die Jahre davor ein ernstzunehmender Gegner.
Vor allem durch einen Rückkehrer auf der Spielmacherposition der Lions, Nr. 11 Casey Therriault, mit dem gerade Linebacker Niall Padden noch eine Rechnung offen hatte.
Die Comets, die sich über einen Sieg im letzten Spiel der regulären Saison den 3. Platz in der Südstaffel gesichert hatten, wollten von Anfang an zeigen, dass sie die lange Reise nach Braunschweig nicht zum Spaß angetreten hatten. In einer Defense-Schlacht zweier stark spielender Verteidigungen sorgte die Offense der Comets für das entscheidende Mehr an Punkten (obwohl einige große Chancen vergeben wurden), während Braunschweigs Offense über den Großteil der Partie hinter den Erwartungen zurückblieb.
Der erste Drive der Comets blieb leider ohne Punkte, worauf die Braunschweiger ihrerseits mit ihrem ersten Drive tief aus der eigenen Hälfte antworteten. Quarterback war aber nicht wie erwartet die Nr. 11 sondern die Nr. 7, Hendrik Schranbacher.
Doch die starke Comets-Defensive, angeführt von Niall Padden, Johannes „Jojo“ Wagner und Mario Wokocha stoppte die Lions an der Mittellinie, weiterhin keine Punkte.
Auch die Braunschweiger zeigten eine solide Abwehrleistung, zwangen die Kemptner erneut zum Punt (Befreiungsschlag) und hatten nun erneut den Ball in den eigenen Händen. Hier wurde jetzt Therriault unerwartet sogar als Receiver eingesetzt und erzielte auch einige Yards.
Einige Strafen wegen False Start zögerten den Drive hinaus, so ging es punktelos mit 0:0 in das 2. Quarter.
Dort stoppte die Comets-Verteidigung erfolgreich den Lions-Angriff, ein weiterer Punt der Hausherren war die Folge.
Der nächste Drive der Comets war dann endlich von Erfolg gekrönt: Mit einem unglaublichen Pass im 4. Versuch und unter massivem Druck fand der Quarterback der Comets, Kenyatte Allen, die Nr. 21 Tomiwa Oyewo, der einen aus höchster Not geworfenen Pass sicherte und hakenschlagend allen Verteidigern in die Endzone zum Touchdown entwischte. PAT von Nr 19 Marcel Schade war gut - 7:0 aus Sicht der Comets.
Erneut war es die starke Comets Defensive, die sprichwörtlich zupackte. Viel Druck auf den Quarterback der Braunschweiger durch Nr. 7 Mario Wokocha führte zu einem unsauberen Pass und Linebacker Niall Padden konnte den Ball abfangen, somit waren die Comets wieder im Angriff und das bereits in der Hälfte der Lions. Doch leider konnten die Comets daraus keine Punkte erzielen, das versuchte Field Goal durch Nr. 19 Marcel Schade ging links vorbei.
Der anschließende Drive der Lions schien nahezu über das gesamte Feld erfolgreich zu laufen bis die Nr. 11 der Comets, Safety Devan Burrell, kurz vor der eigenen Endzone den Ball erneut abfangen konnte. Mit nur noch knapp 2 Minuten verbleibender Spielzeit in Hälfte Eins und einer guten defensiven Leistung der Braunschweiger konnte die Comets-Offensive keine Punkte mehr erzielen – aber die Hausherren waren am Punkten gehindert worden. Halbzeitstand 0:7.
In der zweiten Halbzeit starteten die Lions mit Ballbesitz und der eigentlich erwarteten Nr. 11 als Quarterback. In den vergangenen Begegnungen hatten die Lions in der Halbzeitpause immer erfolgreiche Anpassungen vorgenommen. Diese mussten den Ball aber ebenso wieder abgeben und die Allgäuer übernahmen an der eigenen 30 Yard Linie Angriffsrecht und Ball. Nach einem traumhaften Pass über 50 Yards auf WR Nr. 8 Derrick Harvey waren die Comets in aussichtsreicher Position, die Führung auszubauen. Doch ein Fumble von Quarterback Allen kurz vor der Lions-Endzone beendete die Punktechance jäh. Somit war der Ballbesitz wieder bei den Braunschweigern. Mit guten Läufen und gezielten Pässen arbeite sich deren Offensive beständig über das gesamte Feld. Doch Punkte konnten auch im 3. Quarter nicht erzielt werden, so ging es ins vermutlich letzte Quarter in diesem Spiel (Bei einem Unentschieden nach vier Vierteln würde es zu einer Overtime kommen). Im 4. Versuch probierten es die Lions dann mit einem Field-Goal, dies war gut, damit Spielstand 3:7.
Nach dem Freekick starteten die Comets ihrerseits den Drive an der eigenen 25 Yard Linie.
Mit vielen Läufen nahmen die Comets ausgiebig Zeit von der Uhr. Doch nach einem langen aber unvollständigen Pass, einem Quarterback Sack und einer Holding-Strafe der O-Line stockte der Angriff der Comets und ein mutiger, sehr weiter Pass wurde durch die Braunschweiger abgefangen. Somit waren wieder die Lions am Ball, um ihrerseits zu versuchen, in Führung zu gehen. Mit einem souveränen Drive, der eine gute Mischung aus Lauf und Pass in sich hatte, arbeiten sich die Lions an die Endzone der Comets vor.
Schließlich belohnten sie sich mit dem Touchdown, erlaufen durch RB Crusoe Gongbay. Der anschließende PAT durch Luca Jeckstadt war gut, damit gingen die Lions erstmals in eine 10:7 Führung.
Bei nur noch 3:41 Minuten zu spielen schwand bei so manchem die Zuversicht, die sich über drei Viertel langsam aufgebaut hatte. Entsprechend hoch war der Druck auf die Comets-Offense, die sich bisher oft durch eigene Fehler um die benötigten und verdienten Punkte gebracht hatten. An der eigenen 16-Yard-Linie startete der Drive der Comets. Durch Läufe über Oyewo arbeitete sich die Offensive über das Feld. Bei 1:40 mussten die Comets einen 4. Versuch ausspielen, der zu einem guten Raumgewinn über WR Nr. 22 Pascal Rüegg führte und die Comets in Field-Goal Reichweite zur theoretischen Ausgleichsmöglichkeit brachte.
Ein weiterer klasse Catch durch die Nr. 18, Robert Jarzebak, brachte die Comets in eine sehr günstige Ausgangsposition an der 11 Yard Linie - und der nächste Pass fand erneut die Nr 21 Oyewo in der Endzone zum zweiten Touchdown des Tages für die erneute Führung von 10:13, Marcel Schade erledigte den PAT zum 10:14.
Somit bleiben den Lions 41 Sekunden und 2 Timeouts für einen Touchdown, um das Spiel noch zu gewinnen. Ein Fieldgoal würde mit 3 Punkten nicht reichen.
Der Drive begann an der Lions 23 Yard Linie, 36 Sekunden verbieben.
Die Braunschweiger gingen volles Risiko mit Pässen, um die benötigten Yards bis zur Endzone zu erzielen. 13 Sekunden vor Schluss musste der HC der Lions, Troy Tomlin nach einem Sack von Mario Wokocha sein letztes Timeout nehmen, um die laufende Spielzeit-Uhr anzuhalten. Eine Strafe wegen Passbehinderung durch die Comets brachte die Lions an die Mitteline bei noch 8 Sekunden verbleibender Spielzeit. Es folgte ein unvollständiger Pass, beinahe abgefangen durch Devan Burrell der Comets. Das letzte Play in diesem Spiel sorgt dann für die Entscheidung: 1 Sekunde Spielzeit, 50 Yards, die Comets nehmen ihre letzte Auszeit, um die beste Defensive auf das Feld stellen zu können. Der letzte Spielzug reicht aber nicht für die Lions, sie können zwar einige Yards erzielen aber erreichen die Endzone der Comets nicht! Damit läuft die Spielzeit aus und das Spiel ist beendet. Die Comets konnten Ihre Chance nutzen und haben wohl davon profitiert, ein unterschätztes Team zu sein, deren herausragender Quarterback ebenso wie der Top Receiver DJ Harvey für das All Star Team der GFL wohl übersehen wurden.
Für die Braunschweiger kam die Niederlage eher überraschend, hatte sie doch noch nie ein Viertelfinale vor heimischer Kulisse verloren - aber ihnen gebührt hoher Respekt und Lob für die perfekte Organisation des Gamedays in der beeindruckenden Flutlichtkulisse des Eintracht Braunschweig Stadions und sie waren wahrlich faire Verlierer, die eigene und Cometsfans, die lautstark im Eintracht-Stadion für Unterstützung sorgten, tapfer abklatschten.
Nach dem 14:10 Sieg ziehen die Comets unter Headcoach Elias Gniffke ins Halbfinale um den Germanbowl ein! Zu Gast wird man am 24. September bei den Schwäbisch Hall Unicorns sein, die die Berliner Adler besiegt haben. Die Comets haben beide Saisonspiele zwar gegen Hall verloren, aber mit einer Defenseleistung wie im Braunschweigspiel und einer Offenseleistung wie gegen Saarland ist alles möglich und macht Hoffnung auf ein ereignisreiches und spannendes Spiel. Als einziges verbliebenes bayerisches Team dürfen die Allgäuer die Krone der „Nr. 1 in Bayern“ stolz tragen.
Zusammenfassend kann man sagen:
Halbfinale erreicht. Das zweite Mal in der Vereinsgeschichte.
Das erste Mal seit 1997 (Kiel vs Hanau) siegt ein Süd-Team auswärts gegen ein Nord-Team im Viertelfinale.
Die New Yorker Lions geschlagen, den Serien-Germanbowl-Sieger.
Die New Yorker Lions zuhause geschlagen.
Und die Jungs sind noch nicht fertig. Von diesem Team wird man in Cometskreisen noch lange reden!