Erstellt am 30.06.2020 von Christian
Lange Zeit scheint es ruhig gewesen zu sein bei den Footballern der Allgäu Comets. Hinter den Kulissen wurde jedoch durchgehend an verschiedenen Themengebieten gearbeitet.
Die Frage, ob und unter welchen Umständen es dieses Jahr noch American Football in Kempten zu sehen geben wird, kann leider heute immer noch niemand zuverlässig beantworten.
Eine außerordentliche, zum ersten Mal in der Geschichte der German Football League (GFL) digital abgehaltene Versammlung aller GFL-1- und GFL-2-Vereine erzielte bereits Ende Mai Einstimmigkeit über eine angestrebte Änderung der Bundesspielordnung (BSO) und des Lizenzstatutes für dieses Jahr.
Diese Einigung sieht vor, dass es im Herbst diesen Jahres nur einen verkürzten, lizenzierten Ligabetrieb geben soll. Jedem Verein soll freigestellt sein, seine Teilnahme an dieser Saison abzusagen. Bei der aktuellen BSO müsste bei einer solchen Absage ein Verein automatisch in die Regionalliga absteigen und eine fünfstellige Geldstrafe bezahlen. Dieser Zwangsabstieg und die Geldstrafe sollen nach diesem Beschluss für diese Saison ausgesetzt werden.
Obwohl in diesem Punkt bei allen Vereinen Einstimmigkeit herrscht, bedarf es jedoch der Zustimmung des American Football Verbandes Deutschland (AFVD) als Ausrichter der GFL. Eine Entscheidung zur Änderung des Spielbetriebs und der BSO kann aber nur vom Präsidium des AFVD herbeigeführt werden.
Eine Absage eines Vereins vor dieser Änderung könnte dann nach den aktuell noch gültigen Statuten behandelt werden; was einen Zwangsabstieg in die Regionalliga bedeuten würde. Sobald vom AFVD die Änderung der Spielordnung angenommen wird, werden die Allgäu Comets auch ihren Verzicht an der Teilnahme der Saison 2020 offiziell erklären können.
Die Allgäu Comets haben schon früh auch in Erwägung gezogen, dass ein Spielbetrieb in Kempten im Herbst sehr unwahrscheinlich werden könnte. Man kann aus heutiger Sicht noch nicht sicherstellen, ob die Comets im Herbst überhaupt im heimischen Illerstadion spielen könnten. Unabwägbar sind sowohl die Witterungsbedingungen (im Allgäu kann es ja durchaus im Herbst zu Wintereinbrüchen kommen) als auch mögliche Überschneidungen mit dem Spielplan der Fußballer vom FC Kempten, die dann auch wieder in deren Spielbetrieb starten werden.
Auch können vorgeschlagene Vorkehrungen, wie sie im Hygienekonzept des Verbandes vorgeschlagen wurden, nur schwer umgesetzt werden. So sollten bspw. Auswechselspieler und Coaches auf die Tribüne ausgelagert werden, was im Illerstadion rein räumlich nicht umzusetzen ist. Eine Lockerung der Sitzordnung auf der Tribüne wie vorgeschlagen auf rund 20% würde in Kempten nun einmal nur eine maximale Sitzplatzbelegung von 200 Zuschauern zulassen. Auch eine Überwachung von Abstandsregeln im Stadion kann vom Verein personell nicht gestemmt werden.
Als Alternative zur Teilnahme am GFL-Spielbetrieb und um den Comets-Fans etwas von unserem Sport zu bieten, wären aber je nach Lage des Infektionsgeschehens, der Witterung und den dann nötigen Maßnahmen und Vorkehrungen auch ein oder zwei Freundschaftsspiele denkbar. Hierzu wurde bereits Kontakt mit verschiedenen anderen Teams in der GFL 1 und der GFL 2 aufgenommen, die vor ähnlichen Problemen stehen und wie wir auch ihren Spielern und Zuschauern wenigstens etwas American Football bieten wollten.
Bevor hierzu aber irgendwelche Planungen aufgenommen werden können, muss zuerst über den “normalen” Vorgang des Spielbetriebs entschieden werden.
Unter der Federführung von Vorstandsmitglied und Rechtsanwalt Werner Hamm fand ein reger Austausch mit dem Verband um Formulierungen und Ziele statt, der für Nicht-Juristen teilweise nur schwer nachvollziehbar ist.
Die Allgäu Comets haben letzten Freitag – nach Aussagen der Verbandsleitung – als letzter Verein in der GFL einer Kompromisslösung zur geforderten Haftungsfreistellung zugestimmt. Damit verlieren die Comets das Recht, an weiteren Entscheidungen für diese Saison mitzuwirken und sind auch nicht mehr stimmberechtigt, sofern man – wie ja frühzeitig von Seiten des Vereins auch in Erwägung gezogen wurde – nicht an dieser verkürzten Saison teilnehmen wird. Dafür stellt der Verein den Verband gleichzeitig von allen möglichen Haftungsansprüchen von Spielern, Trainern, Sponsoren der Allgäu Comets frei.
Die Frist für die Abgabe dieser Erklärung wurde vom AFVD auf dem 26. Juni festgelegt, weshalb wir nun gespannt auf die Entscheidung in den nächsten Tagen warten.
Wie der Spielbetrieb der Comets Ladies oder bei den Jugendmannschaften ab September aussieht, ist sogar noch stärker im Unklaren. Zumindest für die 2. Damenbundeliga soll es – wie in der GFL – eine verkürzte Saison geben. Mit der Ausnahme, dass man hier nicht auf Spiele im Illerstadion angewiesen ist, gelten ansonsten hierfür dieselben Unabwägbarkeiten.
Die aktuelle Situation stellt alle Beteiligten der Allgäu Comets vor teils erhebliche Probleme. Bereits früh zum Ausbruch der Corona-Pandemie wurden vom Vorstand deshalb finanzielle Vorsorgemaßnahmen getroffen.
So wurden zum einen geplante Flüge für Ergänzungsspieler storniert, zum anderen wurden Wohnungen, die normalerweise für diese angemietet sind, zeitig untervermietet oder sogar abgegeben, um fortlaufende Kosten zu senken. Ob diese Unterkünfte in einer verkürzten Herbstsaison überhaupt wieder selbst für Ergänzungsspieler in Anspruch genommen werden könnten, kann heute noch nicht final beantwortet werden.
Einen besonderen Dank sprechen die Allgäu Comets ihren Sponsoren aus, die größtenteils - trotz eigener angespannter, wirtschaftlicher Situation – zum Verein und zu ihren Zusagen gehalten haben! Vielen Dank! Gleichzeitig haben wir aber auch Verständnis, dass in dieser ausgewöhnlichen Situation nicht jeder und in voller Höhe weiter zum Fortbestand des Vereins beitragen konnte; auch wenn die Situation dadurch für die Comets nicht leichter geworden ist.
“Eine solche Situation haben wir uns weder gewünscht noch vorstellen können, “ bestätigt auch Head Coach Hesham Khalifa. “Alle Maßnahmen und Entscheidungen wurden in enger Abstimmung mit allen Coaches und Aktiven getroffen.
Uns war aber immer klar, dass wir entweder mit allen Teams um den German Bowl spielen wollen, oder eben nicht. Für uns steht aber die Gesundheit und das Wohl aller Spieler, Teilnehmer und Zuschauer an erster Stelle. Erst recht nicht, werden wir für einen Wettbewerb um die ‘Goldene Ananas’ die Gesundheit irgendeines Beteiligten riskieren.”
Dauerkarten
Sobald geklärt ist, ob und wie es mit dieser Saison weitergeht, werden auch alle Dauerkartenbesitzer von uns noch einmal direkt angeschrieben. Auch wenn feststeht, dass dies keine reguläre Saison sein wird,
Die Einnahmen durch den Verkauf der Dauerkarten stellen eine fundamentale Säule der Finanzierung der Allgäu Comets dar, deren Ausfall nicht kompensiert werden kann. Selbstverständlich stehen die Comets zum Recht eines jeden Besitzers/in, eine Rückerstattung der bereits geleisteten Zahlung zu erhalten. Vorher möchte der Verein aber die Chance zu alternativen Angeboten prüfen. Sei es durch freien Eintritt zu möglichen Spielen im Herbst, zu einer Anrechnung auf eine neue Saison im nächsten Jahr oder einer Spende an den Verein. Ein solches Angebot können wir aber leider erst dann machen, wenn feststeht, ob und wie ab Herbst tatsächlich gespielt werden soll. Wir bitten deshalb jeden Einzelnen um Verständnis für diese ausgewöhnliche Situation und stellen gleichzeitig jedem Einzelnen frei, sich für eine Rückabwicklung jeglicher Art direkt mit unserer Ticketbearbeitung unter der E-Mailadresse tickets@allgau-comets.de gerne auch jetzt schon in Verbindung zu setzen.
Allen Beteiligten im Verein ist klar, dass eine Rückabwicklung aller Dauerkarten unter Umständen auch eine weitere große, finanzielle Belastung für den Verein darstellt, die sich nicht nur auf die laufende Saison sondern eben auch auf die finanziellen Möglichkeiten im nächsten Jahr auswirken würde. Konkret hat sich der Vorstand aber dazu entschlossen, notfalls lieber auf weitere Ergänzungsspieler in der nächsten Saison zu verzichten als sich gegen den Willen (und das gute Recht) der treuesten Fans und Zuschauer zu stellen.