Erstellt am 13.05.2024 von Paolo
Beinahe hätte es gereicht, den Einhörnern beim “Salt City Game” die Suppe zu versalzen - und auch wenn man die Partie mit einem Pünktchen Rückstand verlor, lässt das beeindruckende Ergebnis von 58:57 für die kommende Saison doch einiges erwarten.
Nach dem Vorbereitungsspiel wussten die Comets auf jeden Fall, dass ihr Offense-Konzept funktioniert. Dass QB Xeaiver Bullock mehrere Top-Anspielstationen hat, hilft da ungemein: Selbst wenn der letztjährige Top-Touchdown-Leader der GFL, Nate Stewart, von zwei Verteidigern gedeckt wird, sind mit Ahsan Moore, Marcel Schade, Leonardo Dabo und jetzt auch Dominik Hörner so viele andere alternative Anspielstationen auf dem Feld, dass es der gegnerischen Defense wirklich schwierig gemacht wird. Ermöglicht wird das ganze durch die hervorragende Arbeit der Offensive Line, die nun schon das zweite Jahr in der fast gleichen Zusammensetzung auf dem Feld steht und ausschließlich aus lokalen Talenten besteht - im Gegensatz zu den anderen Teams, die fast alle auf diesen Positionen Spieler aus anderen Teams recruiten müssen. So hat X fast immer genügend Zeit, den freien Passempfänger zu finden.
Die Comets starteten mit Ballbesitz den Gameday bei fast schon zu heißen Temperaturen vor vielen Fans und den ortsansässigen “Salzsiedern” in ihren historischen Kostümen samt Spielmannszug. Schon nach wenigen Spielzügen fand Bullock den freien WR Ahsan Moore (liebe Auswärts-Stadionsprecher und Streamkommentatoren: “Ah-san”, nicht “Aschan”!) zum ersten Touchdown und zur Führung von 0:8, auf die im Folgenden die Haller mit einem TD durch den neuen US-Receiver Jason-Matthew Sharsh antworteten. Dass es ein Schlagabtausch der Offenses bei offenem Visier werden würde, zeigte der Touchdown durch Leonardo Walter Dabo, der wenig später einen Inside-Run über mehr als das halbe Feld zur Freude der Fans (Laufspielzug!) bis in die Endzone trug und die Comets-Führung auf 7:15 ausbaute. Die Gastgeber gingen durch zwei Touchdowns von Sharks und Minton in Führung, aber Ahsan Moore sorgte mit einem 77-Yard-TD für den Ausgleich und Dominik Hörner nach Ballbesitzwechsel sogar mit einem 82-Yard-Touchdown für die erneute Führung. Der erst 21-jährige Wide Receiver, der letztes Jahr noch als Backup aufgestellt war, rückt diese Saison in die Startaufstellung vor - wie seine Leistungen in den beiden ersten Spielen zeigt, vollkommen zu Recht.
Nach zwischenzeitlichem Ausgleich durch Sharsh sorgte QB Bullock mit einem QB-Keeper-TD für die Halbzeitführung von 29:36. Dieses Ergebnis wäre für ein Spiel beim deutschen Serienmeister schon als Endstand bemerkenswert gewesen, zeigt aber auch, dass die Defenses beider Teams noch ein paar Hausaufgaben zu erledigen haben.
Die Comets-Verteidigung scheint der Haller Defense aber dabei noch einen Tacken voraus zu sein - nach einer erfolgreichen Interception durch Ex-Jugendspieler Luis Ströbel (LB) fanden die Gastgeber kein Mittel, um die Allgäuer Offense am Score zu hindern. QB Xeaiver Bullock lief abermals selbst in die Endzone und schraubte den Spielstand auf 29:43. Zweimal in relativ schneller Folge ließen aber die Special Teams der Comets Punktgewinne zu: Erst lief der brandgefährliche WR Sharsh einen Kickoff zurück in die Endzone und nach zwei “normalen” Touchdowns durch Bumiller zum Ausgleich und auch WR Nate Stewart zur erneuten Comets-Führung war es erneut Sharsh, der diesmal einen 100-Yard-Kickoff-Return zum Ausgleich für Hall über das gesamte Feld zum 50:50 lief. Bei fünfzig erzielten Punkten spricht man im Football vom sogenannten “Fifty-Burger”, eigentlich ein deutliches Zeichen einer überlegenen Offense - hier wurden beim Saisonauftakt aber gleich zwei solcher Burger serviert. Trotzdem liefen die Gastgeber aber immer wieder den erfolgreichen Angriffen der Comets hinterher und schafften es nicht, die Kontrolle des Spiels an sich zu reißen.
In der Schlussphase sorgte zuerst wieder WR Nate Stewart, der 2024 wieder unbedingt bei den Allgäuern spielen wollte, für die 50:57-Führung durch die Gäste. Die Offense der Unicorns arbeitete sich bei herunterlaufender Uhr über das Feld und Jason-Matthew Sharsh konnte seinen fünften Touchdown des Tages erzielen, aber erst nachdem die Goalline-Defense der Gäste direkt vor der Endzone ein ums andere Mal einen Lauf “mit Gewalt” durch die Mitte verhindert hatte. Mit einem Extrapunkt hätten die Hausherren nun ausgeglichen und hätten die Verlängerung anstreben können, man entschied sich aber alles auf eine Karte zu setzen und mit einer Zwei-Punkte-Conversion endlich wieder in Führung zu gehen. Erneut war es Sharsh, dem genau dieses gelang. Bei 22 Sekunden restlicher Spielzeit und keinen verbliebenen Timeouts eine sehr anspruchsvolle Aufgabe für die Comets-Offense. Mit weiten Pässen an die Seitenlinie bewegte QB “X” den Ball zügig übers Feld, wobei besonders Dominik Hörner auch unbändigen Kampfgeist erneut sehr positiv auffiel, als er z. B. nach gefangenem Pass seinen Verteidiger im Schlepptau über die Seitenauslinie mitzog, um die Spieluhr anzuhalten. Der finale Pass in die Endzone auf Marcel Schade wurde bei bereits abgelaufener Uhr abgefangen und mit einem Punkt Vorsprung konnten sich die schwäbischen Einhörner den Sieg doch noch sichern.
Nachdem man Hall endlich einmal in Schlagdistanz hatte - wobei schon in früheren Jahren die Comets zu den wenigen Teams gehörten, die Hall einiges abverlangten - schmerzt die hauchdünne Niederlage natürlich. Aber während auf Seiten der Special Teams und der Defense noch Verbesserungspotential besteht - was die Comets aber nur sportlich im Trainingsbetrieb adressieren können, ein “Zukauf” von Spielern wie das bei finanziell besser ausgestatteten Teams üblich ist, kommt für die knapp kalkulierenden Allgäuer leider nicht in Frage - ist das Offensekonzept von Headcoach Elias Gniffke voll aufgegangen. Mit der richtigen Spieltaktik und einem hervorragendem Kader aus vielen jungen Talenten haben die Comets schon zu Saisonbeginn die richtige Duftmarke gesetzt. Wermutstropfen bleibt bei der Begegnung auch die Verletzung von DB Jerome Brooks, der zur Behandlung zwischenzeitlich ins örtliche Krankenhaus musste, aber die Heimreise im Teambus dann wieder antreten konnte. Gute Besserung - Get well soon!
Die beiden folgenden Heimspiele gegen die ifm Ravensburg Razorbacks am kommenden Sonntag und gegen die Saarland Hurricanes am 26.05. werden die erste Positionsbestimmung werden. Nach dem Punktefestival in Schwäbisch Hall stehen die Verteidigungskonzepte vieler zukünftiger Gegner der beiden Kontrahenten des vergangenen Wochenendes vermutlich wieder auf dem Prüfstand…